Von Pilotexperimenten zu skalierbarer Forschung im All – Interview mit Yuri

25. Januar 2021

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Das Start-up Yuri ermöglicht Biotechnologie- oder Pharmafirmen biowissenschaftliche Forschung in der Schwerelosigkeit – also zum Beispiel auf der ISS oder auf Parabelflügen. Mit ihrem Businessplan überzeugte das Team zuletzt beim Science4Life Venture Cup 2020 und sicherte sich den Sieg. Wie der Alltag der Gründer aussieht, welche Auswirkungen die Corona-Krise mit sich bringt und welche Herausforderungen 2021 warten, erzählt Mitgründer und CCO Mark Kugel im Interview.

In drei Sätzen: Was ist das Besondere an Euch und Eurer Geschäftsidee?

Wir ermöglichen biowissenschaftliche Forschung im Zustand der Schwerelosigkeit, d.h. wir schicken Experimente zur Internationalen Raumstation oder auf Parabelflüge. In der Schwerelosigkeit können z.B. Proteinkristalle oder 3D Zellkulturen in besserer Qualität wachsen. Mithilfe modularer Bioreaktoren und einem Rund-um-Sorglos Service machen wir diese Forschung allen zugänglich.

Nach dem morgendlichen Kaffee, wie sieht momentan der Arbeitsalltag in Eurem Start-up aus?

Extrem vielfältig. Da unsere Kunden und Partner auf der ganzen Welt sitzen, haben wir meist schon vor dem ersten Kaffee virtuelle Meetings mit Australien und Asien. Unser Tech Team arbeitet tagsüber meist an der Weiterentwicklung unserer Bioreaktoren oder bereitet diese für die nächste ISS Mission vor. Die Virtuellen Meetings mit unseren Partner setzten sich dann häufig noch bis in den Abend fort.

Worauf legt Ihr als Team besonderen Wert und welche Rolle spielt für Euch die Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt?

Wir legen starken Wert auf Diversität in allen Dimensionen und leben eine transparente und pragmatische Kultur. Uns ist natürlich bewusst, dass Raketenstarts einen negativen Einfluss auf die Umwelt haben. Wir glauben dennoch, dass die Vorteile für die Menschheit durch neue potentielle Forschungsdurchbrüche z.B. in der Medizin die negativen Effekte überwiegen. Wir kompensieren zudem alle unsere Firmenemissionen mit unserem Partner Planetly – auch die Emissionen der Raketenstarts.

Viele Start-ups leiden unter den Folgen der aktuellen Corona-Krise. Welche Auswirkung hat/hatte die Krise auf Euch?

Die Raumfahrt und auch die Life Science Branche sind zum Glück langfristig stabile Märkte, d.h. wir sind nicht direkt betroffen. Die Herausforderung liegt jedoch in unserer Durchführung der ISS Missionen, für die wir normalerweise zum Kennedy Space Center in Florida müssen. Auch persönliche Kundentreffen sind derzeit natürlich schwierig.

Was macht Ihr, um Euren Bekanntheitsgrad weiter auszubauen?

Wir sind auf sehr vielen relevanten Konferenzen vertreten. Hier zeigen sich auch die positiven Seiten der Abstandsbeschränkung – wir können zeitgleich auf verschiedenen virtuellen Konferenzen auf der ganzen Welt vertreten sein.

Wie habt Ihr von Science4Life erfahren und was hat Euch schließlich überzeugt am Businessplan-Wettbewerb teilzunehmen?

Wir sind durch Zufall online über Science4Life gestoßen. Für uns war es klar, dass wir teilnehmen, da wir als Raumfahrtfirma in den kommerziellen Life Science Märkten bekannt werden und diese verstehen wollen.

Wie habt Ihr die Atmosphäre während der Academy-Days der Businessplanphase wahrgenommen?

Die Academy-Days haben uns enorm geholfen, unsere Strategie, unser Geschäftsmodell und vor allem unsere Darstellung nach außen zu optimieren. Die hochkarätigen Coaches haben uns sehr viel schmerzhaftes, aber wertvolles Feedback gegeben.

Wie habt Ihr reagiert, als Ihr von Eurem Sieg erfahren habt und wie habt Ihr ihn gefeiert?

Natürlich waren wir überwältigt. Bei der Qualität der anderen Teams haben wir ehrlich gesagt nicht erwartet, soweit zu kommen. Feiern war wegen Covid-19 leider nur beschränkt möglich, wurde im Büro aber dann in kleiner Runde nachgeholt.

Was wird Eure größte Herausforderung in diesem Jahr sein?

Die größte Herausforderung wird sein, von explorativen Pilotexperimenten zu skalierbarer Forschung im All zu kommen.

Was ist Euer Erfolgsgeheimnis und welche Tipps könnt Ihr anderen Gründern und Jungunternehmern ans Herz legen?

  1. Gründen ist ein Marathon, kein Sprint – es ist also viel Durchhaltevermögen notwendig und ihr müsst viele Rückschläge einstecken.
  2. Kein Businessplan überlebt den ersten Kontakt mit Kunden – Geht so früh wie möglich in den Kontakt eurer potentiellen Kunden und versteht deren Probleme und Zahlungsbereitschaft.

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